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Walli Wu



 
Walter Wust offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 05.02.2019 - 11:48 Uhr  -  
Hi @ All

Mäntylouto war eine einzige Enttäuschug. Wir bekamen nur einen Teil der Ladung, den Rest sollten wir in Hamina laden. Es war saukalt und es war nichts los. Irgendwie fehlte der Leichtmatrose, der konnte selbst auf ner Beerdigung alle in Stimmung bringen.Der Matrose ging nicht mit Kindern an Land und nachdem ich zwei Limos genuckelt hatte, meine „Freundin“ nirgends zu sehen war, gab es für mich auch keinen Grund, an Land rumzulungern. Zurück an Bord, sah mich noch der Steuermann und fragte, wieso ich schon so früh zurück sei. „Scheiss Mäntylouto“, war mein ganzer Kommentar.Am nächste Morgen war alles voller Eis und spiegelglatt an Deck. Die Persennige mussten wir mit Fusstritten ca alle Meter knicken, zum Aufrollen war sie viel zu steif gefroren. Gott sei Dank brauchte ich den Winsch-Diesel nicht anwerfen, dafür war jetzt der Matrose zuständig. Zum Frühstück gab es wegen der Kälte heisse Milchsuppe und ich spürte richtig, wie mich der Jungmann um meinen Kombüsenjob beneidete.Auch Hamina war nicht viel besser als Mäntylouto. Am zweiten Tag fing es an zu schneien.Käpt’n Hagenah hatte chronisch schlechte Laune und ich war heilfroh, als wir endlich ausliefen. Auf dem Wasser war schon eine Eisschicht, aber der Schnee hatte erstmal Pause. Zum Laschen musste ich wieder mit an Deck und es war ganz schön anstrengend, auf dem glatten Holz die Ketten und Spannschrauben zu schleppen. Als ich beim Strecktau spannen ein paar Mal auf die Schnauze flog, holte mich der Alte ans Ruder. Der Steuermann musste stattdessen mal mit Hand anlegen und mir wurde klar, dass mit dieser Reise der gemütliche Teil der Seefahrt vorüber war.Als ich am nächsten Tag zum Frühstück zubereiten nach achtern wollte, bekam ich das Schottnach draussen garnicht auf. Wir hatten in der Backskiste einen Moker, falls der Anker mal nicht fallen wollte, mit dem schlug ich die Vorreiber zurück und dann gegen das Schott. Beimzweiten Schlag mit voller Wucht ging es dann auf. Dann sah ich auch den Grund, weshalb daSchott nicht aufging, überall hing zentimeterdick Eis. Wo das Strecktau gespannt war, sah es aus wie eine Reling und das Spritzwasser, das überkam, fror sofort fest. Ich war heilfroh, als ich endlich das Kombüsenschott hinter mir dicht hatte.Beim Frühstück meinte der Alte, nach der Backschaft muss ich mit raus, Eis kloppen.Mit dem Eis ist es wie ein Teufelskreis. Durch das zusätzliche Gewicht des Eises, kommt dasSchiff tiefer in die See, hat dadurch weniger Freibord und nimmt noch mehr Eis auf. Auf diese Art sind schon Schiffe abgesoffen.Es war schon weit nach Mitternacht, als ich in meine Koje durfte.Bis zum Kanal lief es dann weitgehend normal. Bei Hans Staack lag ein Paket für mich. Es war von meiner Oma, mit Geschenken für meinen 15ten Geburtstag. Oma machte sich Sorgen, weil im Radio ständig schlechtes Wetter gemeldet wurde und weil doch auch sovielSchlechtes in der Welt passiert. Auch ginge es ihr gesundheitlich nicht so besonders, aber eigentlich sollte sie mir das garnicht schreiben, schliesslich hätte ich bestimmt auch so schon Sorgen und Ärger genug. Meine Schulfreundin teilte mir mit, sie hätte jetzt einen neuen Freund, ich würde ihn kennen und er wäre ein lieber Kerl und hätte ein Moped.Nun nach dem Reinfall in Mäntylouto war das ein“ Frauenausfall“ von 100%..Dem Steuermann fiel es als Erstem auf, was für ein bedrücktes Gesicht ich hatte. Als ich dann mal wieder bei ihm Messing putzte, sprach er mich darauf an, „weißt du, mit die Weiber und der Seefahrt, ist das wie mit Hund und Katz‘“.“ Hans Albers singt nicht umsonst, Seemannsbraut ist die See“.“Und was ist denn so’ne Deern gegen das, was die See alles zu bieten hat“Ich will nicht sagen, das waren heilende Worte, aber irgendwie riefen sie eine Trotzreaktion gegen dieses Weiberpack hervor.Für mich war es besonders schlimm, dass die meisten der Klamotten in der Backskiste frisch gewaschen waren. Dieses mühsame Geschäft war jetzt total umsonst. Wir nahmen eine Schlagpütz für an Deck und einen Plastikeimer für unten zum schöpfen und dann begann eine nicht enden wollende Eimer rauf, Eimer runter Schinderei..Die Matratzen wurden an Deck mit Seewasser ausgespült und dann zum trocknen in den Maschinenraum gehängt.Nach dem Abendbrot gab der Käpt’n für Jeden ein Glas Grog aus, in richtigen Groggläsern mit „Glasfinger“ zum umrühren. Diesmal durfte sogar der Moses ein Glas mittrinken, allerdings war mein Grog viel heller als die anderen.Nächsten Mittag gabs Schweinebraten mit Rotkohl und Salzkartoffeln und soger rote Grütze zum Nachtisch.Der Sturm hatte doch einiges kaputtgeschlagen, so war eine Trommel mit dem Festmacher_Draht über Stag gegangen. Auch der Diesel für die Ladewinsch hatte was abbekommen und musste in Caen repariert werden.Das Ofenrohr vom Kombüsenherd war umgeknickt. Es wurde wieder gerichtet und bekam zur Verstärkung ein Manschette.Wir liefen an meinem 15ten Geburtstag wieder aus, erstmal nach Antwerpen. Dort gingen wir neben einem dicken Dampfer längseits und übernahmen Sojaschrot für Horsens.Es war meine erste Fahrt nach Dänemark und so war ich auch ganz aufgeregt. Hermann war schön öfter in Horsens und meinte, es gäbe da einiges an Sehenswürdigkeiten.

moin WalliWu
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bublies offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 05.02.2019 - 13:19 Uhr  -  
Hej WalliWu,
tack fuer deine Berichte. Das Einzige das mir weniger mit der Ostseefahrt gefiel, war das ,das du erwähntest, der Winter. Persennige und Holzlukendeckel passten nicht in das kalte Klima. Hattest du Pech lagst du tagelang eingefroren in einem verschlafenen Kaff und wartest auf den Eisbrecher der dich heraus holte.
Hälsning Bublies
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endrick offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 05.02.2019 - 16:26 Uhr  -  
Moin Walli Wu:

Dies weckt wieder Erinnerungen, danke.

Gruß

Endrick
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Humanus sum, nihil humanum a me alienum puto.
Terence

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Storekeeper offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 05.02.2019 - 19:56 Uhr  -  
Hi Walli Wu!!
Was für eine schöne Story aus längst vergangenen Zeiten.Ich denke das ist vielen jungen Maaten so ergangen in der Holzfahrt mit den Häfen, Kotka und Hamina.Wer kannte sie nicht die Mädel`s aus der Kompassi Bar mit ihrem unheimlichen Schnapsdurst und Verlangen nach jungen Maaten als Zugabe.Aber schön war es trotzdem.Ich war mit der Fa.Koehn und Bohlmann da.
Gruß Storekeeper!
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Castlestone offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 06.02.2019 - 12:37 Uhr  -  
Moin.
Es wurde höchste Zeit,dass Walli Wu wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt wurde.
Gruss
Castlestone
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Walter Wust offline
Kapitän/1. Ing
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 06.02.2019 - 12:52 Uhr  -  
Hi @ All

Nun, Hermann hatte nicht gelogen, es war wirklich sehenswert, das Städtchen, vor AllemGeschichtsträchtig. Blos um wirklich was zu sehen, braucht man erstens viel Zeit und auch Jemanden, der sich auskennt und Bescheid weiss.Trotzdem hat mir der Spaziergang durch die Altstadt sehr viel Spaß gemacht
Von Horsens gings im Ballast nach Karlskrona, Was genau wir dort geladen haben, weiss ich nicht mehr, jedenfalls waren es Fässer und Kisten und zwar für Hamburg.Wir liefen am 23.Dezember aus und somit war klar, dass wir Weihnachten auf See verbringen würden. Käpt’n Hagenah hatte in Horsens noch eine Mordsgans gekauft und auch sonst schleppten wir einige Kartons voim Schiffshändler an Bord.Auslaufen Karlskrona war das Wetter schön ruhig und der Alte meinte, dass wir gleich nach Weihnachten in Hamburg ankommen Aber erstmal musste die Gans gerupft werden. Noch niemals hatte ich sowas gemacht und mir war schon etwas komisch, wenn ich nur daran dachte. Ausgenommen war sie ja schon und die Innereien in einem extra Beutel mitgeliefert.Nun musste ich einen grossen Pott Wasser aufsetzen und der musste richtig kochen.. Die Gans verlor ihren Kopf und kam dann in ein sauber geschrupptes Holzfass und das kochende Wasser hinterher, aber nur ganz kurz, dann wurde sie herausgezogen und gerupft, Das ging fast über die Hälfte der Gans recht leicht, wurde aber immer schwerer. Inzwischen war der nächste Pott Wasser wieder kochend und die Prozedur wiederholte sich und diesmal konnte die Gans bis zur letzten Feder gerupft werden. Die Federn nahm der Steuermann dann mit für zuhause. Dann wurde die Gans nochmal an den Beinen aufgehängt bis zum Weihnachtsfeiertag. Der Alte hatte sie vorher von allen Seiten mit Rum eingerieben und jetzt wartete sie im „Hasenkasten“ auf ihre Bestimmung. Den Kopf hatte der Steuermann für die Aalreuse mitgenommen.Bis Weihnachten sollte auch unsere Foxel wieder wie neu strahlen und so waren wir am schruppen und wienern und am malen. Wir hatten noch Elfenbein-Lackfarbe für die Wände und grünen Bootop für den Boden, Backen und Banken.Die Wasserschädenmatratzen wurden durch neue ersetzt und fürs neue Jahr gabs schon mal ein paar Kalender, wobei der mit den nackten Weibern vom dänischen Schiffshändler vor allem für Hermann ziemlich wichtig war.Heilig Abend sassen wir alle beim Alten im Salon. Wir hatten unseren besten Zwirn an und auch sonst war es sehr feierlich. Der Alte hatte in Karlskrona zwei kleine Fichten besorgt, eine kam in Mast und eine in den Salon. Letztere wurde mit Keksen, Trockenobst und Schokoringen geschmückt und hin und wieder auch ein Toffee von MacIntosh. Auf Kerzen wurde verzichtet, weil die Bude doch ziemlich niedrig war und falls der Kahn einmal überholte, sollte nicht gleich alles abfackeln.Der Steuermann und der Jungmann blieben auf Wache, während der Alte, Hermann und ich schon mal zu feiern anfingen. Es gab Punsch und Christstollen und eine grosse Dose mit allenMöglichen Keksen darin, auch mit Waffeln, die ich am Liebsten aß.Zum Wachwechsel gingen der Alte und Hermann die Beiden im Ruderhaus ablösen und so kamen der Steuermann und der Jungmann in den Salon. Ich habe dabei am Besten abgeschnitten, denn ich konnte gleich zweimal Weihnachten feiern.Als der Punsch alle war, bekamen wir eine Dose Kekse mit nach vorne und Heilig Abend war vorbei.Vorne bekam der Jungmann noch einen Moralischen und meinte, so ein Scheiss-Leben hätte er überhaupt nicht verdient. Ich hatte in Gedanken schon die Gans im Bratofen und fand, nit diesen Aussichten wäre das Leben so schlecht auch wieder nicht.Erster Weihnachtstag, spiegelglatte See, Temperatur so eben über null Grad. Der Herd war sofort da, als wüsste er, dass es Heute ganz besonders auf ihn ankommt. Zum Frühstück gab es Eier nach Wunsch. Auch Weissbrot gab es diesmal, soviel jeder essen wollte und richtigen Bienenhonig. Als besonderen Clou habe ich das Weissbrot noch auf dem heissen Herd geröstet, schmeckt besonders lecker mit Honig.Nach der Frühstücksbackschaft ging es dann los. Die Gans wurde aus dem „Hasenkasten“ geholt, nochmal mit heissem Wasser abgewaschen, dann die Innereien ganz fein gehackt.Halb Grau und halb Weissbrot wurden in Wasser eingeweicht, Suppengemüse durch einenFleischwolf gedreht, das Brot ausgedrückt und dann wurde alles, Innereien, Brot, Gemüse und eine Hand voll Rosinen zu einem Brei vermanscht und in die Gans eingefüllt. Wir hatten für den Bratofen extra ein spezielles Blech mit etwas tieferem Rand, dahinein kam die Gans jetzt,zuvor wurde sie aber noch mit einer Marinade aus Gewürzen und Öl eingepinselt.Die Gewürzmischung war das Geheimrezept von Käpt’n Hagenah, das gab er auch nicht preis. Nach der Gans kam der Rotkohl, der diesmal besonders fein geschnitten sein musste und der mit einem geviertelten Apfel und einer Zwiebel mit etwas Wasser und viel Schweineschmalz aufgesetzt wurde. Das Feuer durfte nicht zu stark sein, damit die Gans nicht von aussen schwarz und von innen noch roh auf die Back kam. Dazu gab es Salzkartoffeln und zum Nachtisch Schokoladenpudding mit Vanillesoße.Wenn mir vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, daß ich solch ein Weihnachtsmenü ganz alleine kochen würde, ich hätte ihm einen Vogel gezeigt.Tatsächlich aber ist das ganze Essen geglückt und alle waren voll des Lobes. Aufgeteilt hat Käpt’n Hagenah die Gans, damit mir niemand an die Puschen konnte. Aber es war für jeden reichlich und satt zu essen da.Der Nachtisch war das non plus ultra. Ich hatte für die Vanillesoße noch ein paar Päckchen Vanillezucker besorgt und so hatte diese einen noch intensiveren Geschmack Von dem Suppengemüse hatte ich etwas Petersilie zurückbehalten und es feingehackt auf die fertigenKartoffeln gegeben. Der Steuermann meinte, besser könne es im Hotel Atlantik auch nicht schmecken.Abends gab es Kartoffelsalat mit Bockwürstchen. Für den Kartoffelsalat habe ich noch extra ein paar Eier hart gekocht und je ein halbes Ei pro Portion in den Salat obenaufgedrückt.Nach dem Abendbrot gab es noch mal eine Runde Punsch für Alle, dann war auch Weihnachten vorbei.Der zweite Weihnachtstag war ein ganz normaler Sonntag, es gab Frikadellen und Rosenkohl und die üblichen Salzkartoffeln. Mir war das ganz recht, hatte ich doch den Tag zuvor jede Menge Geschirr und auch sonstige Arbeit.Nachts kamen wir Kiel Schleuse an und ich freute mich schon auf Randsburg, lag doch bei Hans Staack sicher jede Menge Post.

moin WalliWu
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